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Meine Malerei

Meine Bilder entstehen im Kontakt mit der freien Natur. Zu jeder Jahreszeit fahre ich mit meinen Malsachen im Auto zu markanten Stellen in meiner näheren Umgebung, dem landschaftlich abwechslungsreichen und schönen Südosten Kärntens. Dort baue ich Staffelei und Leinwand auf und male das Bild in einem Zug im Freien vor dem Motiv. Die Umsetzung des Gesehenen, Empfundenen und Erlebten zum farbigen Flächenbild bleibt für mich der spannendste Prozess und immer neue Herausforderung.

Es ist eine über die Jahre zyklisch, repetitive Arbeitsweise. Es sind die immer gleichen Motive, die im Jahreskreis Ausgangspunkt meiner Bilder werden: Im Winter entstehen die Bilder meist in Diex, einem Bergort hoch über dem Jauntal, auf dem Südhang der Saualpe mit weiter Sicht über ganz Kärnten. Gerne habe ich den winterlichen Wald, wenn der Schnee schwer auf den Ästen lastet. Im Vorfrühling male ich oft die Flusslandschaft bei der Drau mit dem aufkeimenden Grün der Bäume.

Später folgen die blühenden Obstbäume, noch später die Gärten mit dem aufeinanderfolgenden Blühen von Iris, Mohn, Pfingstrosen, Zinnien, Dahlien und Astern. Gruppen von Sonnenblumen, vor allem wenn sie reif und schwer knapp vor der Ernte stehen, suche ich in den Feldern. Weitere Bildfolgen zeigen das verfärbte Herbstlaub und das winterliche Schilf. Immer wieder beeindruckt mich das raumgreifende Auskragen alter Äste in ihrem Zwiegespräch mit der Landschaft. Unschwer ist gerade bei dieser Motivreihe der große Einfluss der asiatischen Malerei auf meine Bildlösungen festzustellen.

Bereits 2009 erschien ein erstes Buch über meine bis dahin entstandenen Bilder. Der Sammler Rudolf Leopold, der meine Arbeit aufmerksam begleitet hatte, schrieb ein Grußwort und Wieland Schmied, von dem ich oft Zuspruch zu meinem Malen erhielt, einen einfühlsamen Einleitungstext. Die beiden großen Männer sind inzwischen verstorben – Verluste, die mich schwer trafen, denn jeder Schaffende ersehnt sich die kritisch, verstehende Auseinandersetzung  mit dem Entstandenen. Mein Malen verstehe ich nicht nur als visuelle Selbstreflexion; meine Bilder wenden sich einem Gegenüber zu. In idealer Weise erfüllt sich dieser Dialog, wenn jemand bereit ist, die Bilder in seinen Wohnbereich aufzunehmen, mit den Bildern zu leben. Dies bedeutet Anforderung für den Malenden, wie den Betrachtenden – jener kann diesem nicht gleichgültig sein.

In dem Buch von 2009 hatte ich meine bisherige Arbeit zusammengefasst. Ich hatte das fünfte Lebensjahrzehnt vollendet und wollte mir und anderen Rechenschaft über das bisher Geleistete geben. 2009 starb auch mein Vater. Damit begann unweigerlich ein neuer Lebensabschnitt. Eine trotz meines Alters geradezu unerwartet plötzlich eingetretene Zeit der Reife. Mir wurde klar, dass, entgegen der Zeit vorher, mein Malen nun  nicht mehr von der Hoffnung auf ein in näherer oder ferner Zukunft zu erreichendes Ziel geprägt war, sondern vom Annehmen des als meine persönliche Aufgabe Erkannten und Gegebenen.  Da meine drei Söhne inzwischen erwachsen geworden sind, bin ich nun frei von familiären Verpflichtungen. Auch dieser Umstand ermöglicht mir sehr viel mehr Zeit für mein Malen, dem ich mich in den letzten fünf Jahren mit großer Entschiedenheit widmete – jedes Jahr entstanden an die 100 Bilder. Dies ist auch deshalb möglich, weil ich meine Tätigkeit als Kassenarzt für Allgemeinmedizin in vertretbarer Weise reduzierte. Auch dadurch gewann ich Zeit zum Malen. Meine ärztliche Tätigkeit ist für mich jedoch weiterhin von großer Bedeutung. Sie macht mich nicht nur finanziell unabhängig – ich kann mir meine Ziele als Maler selbst stecken – sie ist auch tägliches Korrektiv, das verhindert, den Kontakt zur Lebenswirklichkeit anderer Menschen zu verlieren.  Ich bin täglich mit individuellen Menschen aller Berufs- und Einkommensgruppen mit ihren Nöten und Eigenheiten konfrontiert. Täglich bin ich gezwungen, auch komplizierte Sachverhalte einfach und verständlich darzulegen, auch sehr belastende Tatsachen offen und doch empathisch anzusprechen.  So wie in der ärztlichen Tätigkeit Ironie meist fehl am Platze ist, versuche ich auch in meinem Malen die naive, aufrichtige Ursprünglichkeit meines Sehens bestimmend für meine Bildgestaltungen zu erhalten.

Ich erwähne dies, da mein Malen bei vielen dem Kunstbetrieb nahen Betrachtern wohl Befremdung auslösen mag. Wie kann man heute noch so malen? Ist dies nicht hoffnungslos antiquiert? Sind die in den Bildern behandelten Fragen nicht schon seit langem gelöste? Ich glaube es nicht. Für mich ist die bildhafte Auseinandersetzung mit der sichtbaren Welt – der einzigen, die wir sinnlich erfahren können – dem Menschen immanent, ähnlich dem Verwenden von Wörtern in der Sprache. Wohl niemand würde von einem Roman gefesselt sein, der ausschließlich aus unverständlichen Neologismen besteht. Würde man sich plötzlich entschließen, zur Dokumentation der eigenen Originalität nur mehr bisher nicht benützte, unverständliche Buchstaben- oder Lautfolgen zu verwenden, wäre jede Kommunikation der gemeinsamen Basis beraubt und ihr fehlte der Sinn. Ähnlich verhält es sich für mich mit Bildern – sie müssen lesbar bleiben um Mitteilung transportieren zu können. Dies erscheint mir im zeitgenössischen Ausstellungsbetrieb vielfach nicht mehr möglich. Ohne mitgelieferte verbale Erklärung oder Vorwissen, bleibt vieles Gezeigte unverständlich. Vieles des mit ironischer Grundhaltung Vorgeführten mag als sophistische Übung für Eingeweihte durchaus seinen Reiz besitzen – doch ihr folgen zu können gerät in Gefahr zum Diskriminierungsmerkmal zu werden. Gerade bei jüngeren Menschen erlebe ich, wie das Gebiet der bildenden Kunst insgesamt durch Unverständlichkeit belanglos wird, an Lebensbedeutung verlieren kann. Dadurch kann die Fähigkeit und Bereitschaft, bildhaft Geschaffenes als Bestandteil unserer Lebenserfahrung aufzunehmen schwinden, umso mehr als Gesehenes jederzeit auf Knopfdruck digital-fotographisch konservierbar ist und sich dadurch unweigerlich die Frage nach der Notwendigkeit des eigengefertigten Bildes stellt. Doch während das Foto die Sicht eines Apparates liefert, erfolgt im bildnerischen Festhalten von Gesehenem stets ein Mitschreiben von Bedeutung, die über die Wahl des gerade der fotographischen Dokumentation Würdigen weit hinausgeht

Schlussendlich bin ich daher ohne jedes Ressentiment glücklich, frei von Anforderungen des zeitgenössischen Kunst- und Ausstellungsbetriebes zu sein. Mit dem SCHAUSTALL, meiner hoch über der Drau gelegenen Ateliergalerie, besitze ich die ständige Möglichkeit, meine Bilder im großen Zusammenklang Interessierten zeigen zu können. Der weite Blick über das Land erlaubt dort gleichzeitig, die Grundlagen, die Motive meines Malens mit den Bildern gemeinsam aufzunehmen.